Schon lange habe ich überlegt ein Beitrag darüber zu schreiben, wie es ist Mutter zu sein, ohne eine eigene gehabt zu haben. Für mich selbst ist dies doch schon ein sehr schwieriges Thema, über das ich aber trotzdem unbedingt schreiben wollte. Meine eigene Mama ist nur sehr kurze Zeit nach meiner Geburt verstorben, sodass ich ohne Mama groß geworden bin. In verschiedenen Phasen meines Lebens war das schon oft sehr merkwürdig.
Verstorben ist meine Mama nur wenige Stunden nach einem Notkaiserschnitt, an einer unerkannten Lungenentzündung. Bereits im Kindergarten musste ich erklären, wieso meine Mama mich nicht abholen kommt und auch später kam ich immer wieder in Situationen der Erklärung.
Aufgezogen wurde ich von meinem Papa und meiner Oma. Ob ich früher als Kind öfter danach gefragt habe, was mit meiner Mama war, kann ich gar nicht mehr sagen. Wenn ich mich aber an so eine Situation erinnere, dann wurde die Frage aber immer mit einem Satz abgetan. Irgendwann habe ich gemerkt das es zu schmerzhaft für meine Oma war und habe gar nicht viel nachgefragt. Auch bei meinem Papa nicht.
Aufwachsen ohne eigene Mama
In der Grundschule war es das gleiche Spielchen, wie im Kindergarten. Ich wurde gefragt, warum meine Mama mich nicht abholen kommt und musste mich auch dort als kleines Kind wieder mit dem Thema befassen. Durch das ständige Erklären, hatte ich damals fest den Entschluss gefasst, keine Kinder haben zu wollen. Ob nun rein aus Angst oder Unwissen, kann ich jetzt Jahre später auch nicht mehr richtig wieder geben.
In der weiterführenden Schule kam das Thema natürlich auch auf. Dabei muss ich gestehen, dass es mir in der meisten Zeit meines Lebens nicht all zuviel ausgemacht hat, keine Mutter zu haben. Ich habe tolle Großeltern, einen tollen Papa und generell eine liebevolle Familie gehabt. Aufgewachsen bin ich mit zwei wundervollen Cousins und habe mich in der Kindheit geborgen gefühlt.
Es ist einfach noch mal etwas anderes, ob man seine Mama kannte oder sie leider gar nicht kennen lernen durfte. Gefehlt hat mir eine Mutter in machen Situationen aber auf jeden Fall. Auch wenn meine Oma eine Frau ist und auch mal ein Teenager war, gab es Situationen die ich nicht unbedingt mit ihr besprechen wollte. So zum Beispiel die erste Periode, meinen ersten Freund oder andere Dinge die ich damals „peinlich“ fand.
Insgesamt gesehen war es schon seltsam ohne Mama aufzuwachsen, wenn jeder, den ich kannte, eine hatte. Mein Papa hat das aber ganz toll gemacht und mich bei vielen Dingen unterstützt. So erinnere ich mich noch gut daran, wie er mich getröstet hat, als mein aller erster Freund mit mir Schluss gemacht hatte.
Mutter sein, ohne eigene Mutter
Ich bin unglaublich glücklich selbst Mutter zu sein und das gleich im Doppelpack! Es gibt aber Situationen in denen ich gerne eine Mutter hätte, die ich mal um Rat fragen kann. Natürlich hat mir meine Oma immer zur Seite gestanden, sie kann sich an ganz viele Sachen, als meine Mama klein war, leider nicht mehr daran erinnern. Auch wie es bei mir als Kleinkind war, erinnert sie sich nicht immer ganz genau daran.
Es war teilweise schwer ohne Mama groß zu werden, dennoch nicht unmöglich! Zwischen „ich vermisse was“ und „ich vermisse eine Person die ich nicht kannte“, drehten sich in meiner Kindheit oft meine Gedanken. Ich bin gerne Mama und richtig froh nicht bei meiner damaligen Meinung geblieben zu sein. Mama sein ist nicht schwer, man muss seinen eigenen Weg und nach dem Bauchgefühl gehen. Besonders wichtig ist es, dass die Kinder Liebe brauchen. Egal ob von der Mama, vom Papa oder einem anderen liebevollen Familienmitglied.