Es gibt manche Themen, zu denen doch lieber etwas mehr Informationen gewünscht sind. Dazu gehört auf jeden Fall die Vasektomie. Nicht ganz ohne Grund, denn schließlich ist diese eine Entscheidung eine Vasektomie vornehmen zu lassen endgültig und kann nicht ohne großen Aufwand rückgängig gemacht werden. Wenn ihr auf dieser Seite gelandet seid, dann wahrscheinlich nicht ohne Grund. Gerne möchte ich euch meinen Erfahrungsbericht zur Vasektomie mit euch teilen.
Das Thema Vasektomie kam durch meine Frau auf. Ohne sie hätte ich selbst wahrscheinlich nicht daran gedacht, dies bei mir vornehmen zu lassen. Sandra wollte die Pille aufgrund von ziemlich starken Nebenwirkungen nicht mehr nehmen. Kondome finde ich zwar in Ordnung, ohne finde ich es allerdings sehr viel angenehmer. Natürlich gibt es noch viele andere Arten der Verhütung, doch diese fanden wir beide nicht unbedingt toll. Daher blieben für uns selbst nur zwei Optionen. Eine Sterilisation der Frau oder vom Mann.
Inhaltsverzeichnis
Entscheidung zur Vasektomie
Von Anfang an war für mich klar, dass eine Sterilisation von Sandra keine Option für mich ist. Die Gefahr von Komplikationen bei einer Sterilisierung der Frau sind mit Abstand höher als beim Mann. Dennoch habe ich lange überlegt, ob ich diese wirklich bei mir vornehmen lassen möchte. Schließlich ist die Entscheidung endgültig und kann entweder gar nicht, oder nur mit sehr großem Aufwand rückgängig gemacht werden.
Wenn ich unterwegs oder auf der Arbeit bin, freue ich mich immer sehr darauf irgendwann endlich wieder Zuhause bei meiner Familie zu sein. Nicht ohne Grund habe ich hier bei uns im Baby und Familienblog den Beitrag „Die beste Droge für Glücksgefühle: ein eigenes Kind“ verfasst. Nach der Geburt von Emma war für uns klar, dass wir irgendwann auf jeden Fall ein weiteres Kind haben möchten. Nach der Geburt von Emily begann für uns eine spannende, schöne aber auch manchmal recht anstrengende Zeit.
Bei der Frage, wie viele Kinder ich haben möchte, habe ich immer mit zwei geantwortet. Sandra hingegen wollte immer drei haben, mit einem Nachzügler irgendwann nach einigen Jahren. Mit meinen drei Mädels hier Zuhause fühle ich mich als Familie komplett und bin überaus glücklich. Das Gefühl „komplett“ zu sein ist auch eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Entscheidung zur Vasektomie. Wichtig ist dabei aber auch, dass ihr dieses Gefühl aber nicht nur alleine habt, sondern euer Partner auf jeden Fall mit euch teilt.
Sandra wollte nicht noch eine anstrengende Schwangerschaft und nicht noch eine Geburt. Mit unseren beiden Kindern ist sie aber auch durch und durch glücklich, sodass sie selbst gesagt hat, dass sie kein drittes Kind möchte.
Lange habe ich zum Thema Vasektomie beim Mann recherchiert und unzählige Seiten im Internet durchforstet. Bei meiner Recherche waren mir vor allem mögliche Komplikationen und Risiken aber auch entstehende Kosten wichtig. Wie bei jedem Eingriff kann es natürlich Komplikationen geben und für mich war von Anfang an klar, dass ich die Kosten komplett alleine tragen muss. Trotz alldem war die Entscheidung zur Vasektomie sehr gut überlegt, aber fiel dann doch relativ schnell.
Vorgespräch beim Urologen
Nachdem die Entscheidung zur Vasektomie gefallen war, ging es auf die Suche nach einem Arzt für die Durchführung. Bei der Suche im Internet gibt es unzählige Seiten von Ärzten, die eine Vasektomie durchführen. Doch welcher Arzt ist wirklich gut und hat bereits eine breite Erfahrung mit dieser Art von Eingriff beim Mann. Als Anhaltspunkt für die Suche bin ich irgendwann über die Seite Vasektomie Experten gestolpert. Ganz groß wird auf der Seite „Finden Sie einen von insgesamt 228 Experten in Ihrer Nähe“ beworben, was mich selbst doch eher stutzig gemacht hatte. Für mich gab die Seite aber zumindest durch die Umkreissuche einen schönen Überblick verschiedener Ärzte.
So habe ich eine Urologische Gemeinschaftspraxis in der Nachbarstadt über die Seite entdeckt. Nach einem kurzen Anruf und der Auskunft, welcher der beiden Ärzte den Eingriff vornehmen würde, ging es weiter mit der Recherche über den jeweiligen Arzt. Ein Blick in den bisherigen Werdegang war für mich dabei hilfreich:
- Facharzt für Urologie
- einige Jahre leitender Oberarzt einer Urologischen Abteilung
- seit langer Zeit Niedergelassener Urologe
- Mitglied im Vorstand der Ärztekammer Westfalen-Lippe
- Mitgliedschaft in der deutschen Gesellschaft für Urologie und Berufsverband der Urologen
Dies hat sich für mich sehr gut angehört, sodass ich einen Termin für ein Vorgespräch vereinbar hatte. Zu dem Termin habe ich Sandra mitgenommen, damit ich ihr zuhause nicht alles noch einmal erzählen musste. Bei dem (natürlich kostenfreien) Vorgespräch wurde der Eingriff bis ins Detail besprochen. Offene Fragen gab es am Ende keine.
Bei meiner Vasektomie sollte jeweils ein Stück von dem Samenleiter entfernt werden, wobei jeweils beide Enden verödet werden. Beide „Endstücke“ werden dann in jeweils unterschiedliche Schichten der Haut vom Sack eingenäht, sodass eine Unfruchtbarkeit sichergestellt werden kann. Unfruchtbar bedeutet, dass ihr keine Kinder mehr in die Welt setzen könnt. Dies sollte euch auf jeden Fall bewusst sein! Wenn ihr die Familienplanung noch nicht wirklich abgeschlossen habt, dann ist dies nichts für euch.
Vorbereitung am Tag der Vasektomie
Für den Tag der Vasektomie habe ich mir einen Tag Urlaub genommen, obwohl ich auch theoretisch einen Krankenschein für den Tag hätte bekommen können. Wirklich viel Vorbereitung für die Vasektomie ist nicht notwendig. Im Prinzip nur frisch duschen und alle Haare in dem Bereich entfernen. Im Gegensatz zu anderen Operationen, bei denen man nüchtern (also ohne etwas vorher gegessen zu haben) kommen soll, war hier genau das Gegenteil erwünscht. Also konnte ich ganz in Ruhe frühstücken, bevor es zusammen mit Sandra zu meiner Vasektomie ging.
Sandra wollte ich nicht ganz ohne Grund mit dabei haben. Ich war mir nicht ganz sicher, wie gut ich nach dem Eingriff noch Autofahren konnte. Soweit aber vorweg: es war problemlos möglich.
Erfahrungsbericht Vasektomie: Durchführung
Nach einer kurzen Wartezeit wurde ich in den Zwischenraum von dem Operations-Saal gebeten. Dort hieß es unten rum komplett freimachen. Die Arzthelferin hat mich gebeten auf einen Stuhl wie bei einem Gynäkologen Platz zu nehmen, also mit einer Stütze für die Ablage beider Beine. Schließlich braucht der Arzt freie Sicht auf das gute Stück und vor allem natürlich mit dem Sack. Das gute Stück wurde übrigens mit einem Klebeband fixiert, damit er während der Operation nicht stört. Als weitere Vorbereitung für die Vasektomie wurde mir ein Zugang gelegt, über welchen ich eine Kochsalzlösung per Infusion erhalten habe. Darüber hinaus noch eine Manschette um den Oberschenkel mit einem Kabel dran.
Kaum war der Arzt im Operations-Saal, ging es auch schon los. Zunächst zwei Einstiche mit einer Spritze für die Betäubung. Nachdem diese wirkt dann zwei kleine Einschnitte an den Seiten, um an beide Samenleiter zu gelangen. Wirklich viel habe ich durch die lokale Betäubung nicht gemerkt, wobei es hier und da etwas gezwickt hat. Insgesamt natürlich nichts, was ich jeden Tag haben müsste, aber trotzdem vollkommen in Ordnung.
Das Durchtrennen der Samenleiter und dem herausschneiden von jeweils einem Stück war schnell erledigt. Etwas unangenehmer war im Anschluss das Veröden mithilfe von Strom. Dies war auch der Grund für die Manschette am Oberschenkel, schließlich muss der Strom geerdet werden. Dies war teilweise echt unangenehm, sodass ich hier und da schon etwas zusammengezuckt bin. Vor allem, als ich einmal das „Achtung“ überhört und mich durch den kurzen Schmerz erschrocken habe.
Zuletzt wurden die Schnitte wieder zugenäht und alles mit einem Verband abgedeckt. Insgesamt hat der Eingriff nicht sehr lange gedauert, war teilweise etwas unangenehm, aber auf keinen Fall schlimm. Nach dem Eingriff musste ich vor Ort die 400 Euro für die Vasektomie in Bar bezahlen.
Wie fühlt es sich im Anschluss an?
Das Anziehen der Shorts und der Hose direkt nach der Vasektomie habe ich sehr vorsichtig gemacht, was aber unbegründet war. Natürlich hat es hier und da etwas gezwickt, aber ansonsten hat es nicht geschmerzt oder ähnliches. Die Befürchtung im Anschluss vielleicht nicht Autofahren zu können war absolut unbegründet. Auch am Tag der Vasektomie selbst konnte ich problemlos alles mögliche machen. Dabei habe ich aber doch etwas mehr auf der Couch gelegen und mich etwas von Sandra verwöhnen lassen. Schließlich hatte ich gerade eine „riesen große Operation“ hinter mir. Da gehört etwas „betüddelt“ werden im Anschluss auf jeden Fall mit dazu!
Am Tag der Operation hat es immer mal wieder minimal geschmerzt. Bei zwei kleinen Schnitten in der Haut nicht verwunderlich. Am Tag darauf war aber alles absolut kein Problem mehr, wobei die Fäden glaube ich manchmal an den Shorts hangen geblieben sind und es sich dadurch etwas gezogen hat.
Nach zwei Wochen Fäden ziehen
Zwei Wochen nach der Vasektomie fand ein weiterer Termin vor Ort in der Praxis für die Nachuntersuchung und für das Fäden ziehen statt. Bei mir gab es keinerlei Komplikationen durch den Eingriff und auch die Fäden waren sehr schnell entfernt. Für die Nachuntersuchung sind übrigens keine zusätzlichen Kosten angefallen, da diese bereits in den zuvor gezahlten 400 Euro inkludiert waren.
Ab wann unfruchtbar?
Nach etwa sechs Wochen der Vasektomie hatte ich die große Ehre einen kleinen Becher zu befüllen. Mit einer ersten Probe soll geprüft werden, ob und wenn ja, wie viele lebende Spermien im Ejakulat noch vorhanden sind. Also zwischen Aufstehen und der Arbeit eine Probe abgeben, in der Praxis vorbei bringen und dafür noch 25 Euro bezahlen.
Bei meiner Recherche zur Vasektomie hatte ich gelesen, dass in dem Zeitraum bis zur ersten Probe mindestens 20 Mal ejakuliert werden sollte. Getreu dem Prinzip „einmal durchspülen“. Ob dies wirklich so sein sollte, hatte ich übrigens vergessen den Arzt beim Vorgespräch zu fragen. Daher mein Tipp an euch: schreibt euch alle Fragen auf einen Zettel, damit ihr nichts vergesst.
Nach ein paar Tagen konnte ich telefonisch das Ergebnis erfragen. Keine Spermien mehr vorhanden. Trotzdem sollte nach weiteren acht Wochen zur Sicherheit eine weitere Probe abgegeben werden. Zu den jeweils 25 Euro beim Arzt kamen im Nachhinein doch noch weitere Kosten hinzu. So kam unerwartet ein Rechung von einem Labor, welche die Proben untersucht haben. Also noch einmal je Probe weitere 43,16 Euro.
Kosten einer Vasektomie
Die Vasektomie wird von keiner Krankenkasse übernommen und ist daher komplett privat aus eigener Tasche zu bezahlen. Insgesamt belaufen sich die Kosten dabei auf:
- Operation und Nachuntersuchung mit Fäden ziehen: 400 Euro
- je Probe 25 Euro beim Urologen
- je Probe 43,16 Euro vom Labor
Insgesamt also Kosten in Höhe von 536,32 Euro. Umgerechnet 53,68 Packungen mit je 10 Markenkondome in einer Drogerie.
Lohnt sich eine Vasektomie?
Meine Frau und ich müssen uns beim Thema Verhütung absolut keine Gedanken mehr machen. Es muss keine Pille eingenommen oder zunächst ein Kondom gesucht werden. Also alles sehr viel einfacher und vor allem angenehmer. Hätte mich jemand einige Zeit vor der Vasektomie gefragt, ob ich dies jemals bei mir machen lassen würde, dem hätte ich „auf keinen Fall“ geantwortet. Nach meiner Recherche und Vorgespräch waren aber alle Bedenken aus dem Weg geräumt.
Für mich war die Entscheidung zur Vasektomie auf jeden Fall richtig und ich stehe nach wie vor voll und ganz dazu. Auch wenn die einmaligen Kosten nicht zu vernachlässigen sind, ist es auf jeden Fall jeden Euro wert. Warum, muss ich euch wahrscheinlich nicht genauer erklären.
Nach der Vasektomie ist beim Höhepunkt übrigens alles beim Alten geblieben, nur die Spermien fehlen. Solltet ihr Angst oder Bedenken haben, dass nach der Vasektomie dabei irgendwas anders ist, denjenigen kann ich absolut beruhigen.